Stephan SpiegelbergDies ist ein Gastartikel von Stephan Spiegelberg. Tagsüber unter der Woche hat Stephan Spiegelberg, genannt “Kagamiyama”, 36 Jahre, studierter Historiker aus Hamburg viel Zeit, da er als Sportjournalist zumeist dann arbeitet, wenn andere Menschen Freizeit haben. So kamer Anfang des Jahres erst zur Analogfotografie und einige Monate später mit dem Kauf der Nikon D40 zur ambitionierteren Digitalfotografie. Auf seinem Blog und Flickr- Account hat er dann angefangen, die aus seiner Sicht gelungenen Aufnahmen zusammen zu tragen. Neben dem Fotografieren an sich, sammelt Stephan Spiegelberg auch noch alte Analog- Kameras, gerne auch solche Exemplare, für die das exotische Filmmaterial (110, 126, 127, 620 oder instax mini) kaum noch am Markt zu bekommen ist. Das macht es für ihn irgendwie noch besonderer.


Noch sechsunddreißig Aufnahmen bleiben mir, dann ist Aus die Maus. Dann ist wohl Schluss mit der Instamatic, noch ein Dutzend Bilder machen bis ich sehen kann, wie die Kodak Instamatic 500 mit dem Solaris 126 Film harmoniert, wie die Kamera mit den Einstellungen umgeht. Insgesamt zwei Filme habe ich noch in Bayern ausfindig gemacht für diese geschenkte Flohmarktkamera, der Belichtungsmesser funktioniert nicht mehr, aber sonst aber hat man ein ehrliches Stück deutscher Ingenieurskunst mit Schneider- Kreuznach- Objektiv in Händen – und Vormessen kann ich ja auch mit der Nikon D40 DSLR. Ganz pragmatisch.


Die Vorfreunde ist ungebrochen, die Spannung auf das, was ich auf die quadratischen 28×28 mm Negative gebannt haben könnte, riesig. Das geht einem Digitalfotografen – in dessen Rolle ich auch immer häufiger schlüpfe– ab, der kann sofort vor Ort zumindest auf dem Display erahnen, ob er nun Mist gebaut hat oder richtig liegt und vorsichtshalber einfach mal x Gigabyte vollhauen, um dann daheim zu sehen, was brauchbar ist.


Agfabox

 

Hier habe ich oftmals den Eindruck, dass die analoge Fotografie die bewusstere Variante ist. Wenn ich bei meiner Agfa Synchro Box nur acht Aufnahmen (6×9 cm) auf meinem Rollfilm habe, mich jedes Bild etwa 2,50 Euro kostet, dann überlege ich sehr gewissenhaft, wie ich dieses Geld am besten anlege, warte auf das richtige Licht, suche lange nach dem besten Blickwinkel, vergewissere mich, dass das Stativ fest steht, schraube den Kabelauslöser dran und wähle die Blende per Schieber aus.: groß, kleiner, Gelbfilter– die Verschlusszeit liegt bei etwa 1/30 Sekunde und da muss man hoffen, dass sich, wie beim letzten Shooting, das Model nicht zu sehr bewegt.


Doppelbelichtung

 

Ein weiterer Pluspunkt der analogen Fotografie ist gewiss der „Fingerabdruck“ der Kameras, der durch die Verwendung verschiedener Filme variiert. Ich selbst habe mit einer einfachen Holga 120 mit Plastiklinse zurück zur Fotografie gefunden, die Randunschärfen, die Vignette, möchte ich nicht missen, die einfache Möglichkeit, Doppelbelichtungen vorzunehmen, macht mir gewiss mehr Freude, als in Photoshop zu versuchen, einen solchen Effekt zu erhalten.


Sicherheitsabstand zur Kamera

Die digitale Fotografie habe ich dann für mich selbst lange Zeit für entrückt gehalten. Man steht – so man eine Kompaktkamera besitzt in den meisten Fällen eine Armlänge von der Kamera entfernt und peilt mit dem nicht entspiegelten Display ein Motiv an. Besonders grotesk fand ich dies, als Heerscharen von Handy- Fotografen am toten Papst in Rom vorbeizogen.


Alles Teufelswerk?– Ich hatte schon früh eingeräumt, dass ich selbst eine DSLR von Nikon habe, dazu ist eine Konica Minolta Dynax 7D gekommen, die mich als technisch-optisches Gerät absolut überzeugt, zumal der Spiegelschlag schon was altmodisches hat. Und seit Jahren besitze ich darüber hinaus eine Panasonic Lumix DMC FZ-2. Alle drei Exemplare verfügen übrigens über einen Sucher!


Ich ertappe mich auch selbst dabei, dass ich auf einem Fotowalk auch mal 450 Bilder mache, ermutigt durch den Umstand, dass eine 4GB- SD- Karte für einen Zehner zu haben ist, das sind auf der Nikon (HQ- Jpegs, 6 MP) rund 1200 Bilder. Für die gleiche Anzahl Aufnahmen (ohne Entwicklung und Abzüge natürlich) auf Ilford FP 4 120 Filmen müsste ich 375,00 Euro berappen.


Langzeitbelichtung

 

Ganz fraglos vorne liegt für mich die DSLR, wenn ich mit dem Lensbaby herum probiere oder wenn ich Langzeitbelichtungen vornehme, auch bei der Sportfotografie ist dieses Gerät gewiss mein Favorit- man produziert doch viel Ausschuss und was das kosten kann, haben wir ja eben ausgerechnet.


Was spricht also außer Charme, Flair und Nostalgie noch so für die analoge Kamera?– Der Umstand, dass man Fotonegative wohl immer “lesen” wird können!

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