Detlev MotzEin Patentrezept, wie man einen Fotowettbewerb gewinnen kann, gibt es leider nicht. Allerdings kann der Teilnehmer selbst schon einiges tun, um nicht schon bei der ersten Begutachtung der Wettbewerbsfotos aussortiert zu werden. Deshalb habe ich Detlev Motz, ein erfahrener Fotograf und alter Hase im Geschäft der Wettbewerbsfotografie interviewt. Detlev Motz arbeitete über 25 Jahre bei COLOR FOTO als Redakteur. Dort wurde von ihm der frühere Foto Creativ- Wettbewerb betreut (nicht zu vergleichen mit dem heutigen Foto Creativ- Wettbewerb), bei dem teilweise bis zu 6000 Papierbilder eingingen. Heute macht Detlev Motz mit dem Webdesigner Wolfgang Elster unter www.fotogen-onlinemagazin.de eine kostenlose, digitale Fotozeitschrift.



Wie bist Du zur Fotografie und dem Wissen auf dem Gebiet der Wettbewerbsfotografie gekommen?


Aus alten Diazeiten

 

Ich wollte eigentlich immer als Kameramann zum Film. Schon in der 4. Klasse schrieb ich kleine Drehbücher (die ich nie verfilmen konnte, da es exotische Abenteuergeschichten mit viel Sex waren). Als Lehrling kaufte ich mir eine teure Nizo- Filmkamera auf Raten, und los ging es. Leider gab es zu dieser Zeit noch den 8mm- Film, bei dem die Perforationslöcher größer wie die Filmfläche waren. Die gute Qualität in der heutigen Zeit kann man nicht annähernd damit vergleichen. Das war ein Grund, warum ich auf die Fotografie umstieg. Einem Bild kann man – wenn es gut gemacht ist- nicht ansehen, ob es von einem Profi oder einem Amateur kommt. Über die Fotografe (die spielte bei mir auch schon ab 11 Jahren eine Rolle) kam ich an die Fotoclubs und damit auch an Fotowettbewerbe. Ich wurde zu Jurierungen eingeladen, interessierte mich für Bildgestaltung (damals war Prof. Mante der große Guru) und gründete einen eigenen Fotoclub im Allgäu. Durch die Tätigkeit bei COLOR FOTO hatte ich es dann immer mit der Fotografie zu tun, privat wie beruflich.



Wie sollte man an die Wettbewerbsfotografie herangehen?

Mit Spaß und viel Selbstkritik. Schlechtes Abschneiden sollte man nicht auf die Juroren schieben, sondern sich selbst mal fragen “War das wirklich ein Wettbewerbsbild?”. Wettbewerbsfotografie hat bei einigen Profis schon vom Name her einen schlechten Klang. Aber auch bei Profis werden viele veranstaltet. Nach über 45 Jahren Beschäftigung damit muss ich aber sagen, viele Fotografen sind erst durch die Wettbewerbsfotografie vom Knipser zum bekannten Fotografen aufgestiegen. Ganz wichtig: Man lernt viele Fotografen kennen, hat Fotofreundschaften in aller Welt und der Gesprächsstoff geht nie aus. Wer einmal damit angefangen hat, ist immer dabei – eventuell mit kleinen Pausen. Deshalb habe ich zu sehr vielen Wettbewerbsfotografen noch Kontakt, die immer noch Wettbewerbe beschicken, obwohl sie den Keller voller Pokale haben.



Was ist für Dich ein gutes Foto?

Es gibt gute Fotos und Wettbewerbsfotos. Das ist kein Widerspruch. Wettbewerbsbilder – gerade bei größeren Wettbewerben, müssen dem Juroren schnell in’s Auge stechen. Ein Bild, das in digitaler Form vorliegt, wird von Juroren etwa 2 bis 3 Sekunden angeschaut und etwa 2 bis 5 Sekunden, wenn es als Papierbild vorbeigetragen wird. Ein gutes Wettbewerbsbild das Chancen auf die vorderen Plätze möchte, braucht auch bei größeren Wettbewerben folgendes: Eine unverbrauchte Idee, eine neue Sichtweise, eine zeitgemäße Ideen oder eine plakative Gestaltung, wenn es in Punkto Idee nichts zu bieten hat. Ein gutes Bild in einer Ausstellung kann andere Kriterien haben, weil der Betrachter es dort lange Zeit anschauen kann und diese meist zu einem Thema sind.



Wonach sucht die Jury in einem Wettbewerbsbeitrag?

In erster Linie nach den sogenannten “Wow- Bildern” die durch irgendeine Art aus der Masse herausstechen. Diese sind – egal wie die Jury zusammengesetzt ist, meist auch unter den Gewinnern.



Welche Art von Foto hat Gewinnerqualitäten?


Jurierung

 

Bilder mit Ideen sind immer ganz vorn. Sie sollten aber nicht nur per “PC” zusammengebastelt sein. Davon hat man genügend gesehen. Der Trend geht wieder zum “echten Foto”. Bilder die per Bildbearbeitung aufgepeppt werden, sollten wenigstens in der Perspektive und Lichtführung stimmen. Da gibt es grausame Beispiele. Leider stellt man solche Fehler oft erst nach der Jurierung fest, wenn man Zeit hat, die Bilder zu betrachten. Da hat er dann schon seine Medaille. Nur so nebenbei: Die besten Ideen sind bei bestimmten Jugendwettbewerben zu finden. Dort ist der Stil nicht so “angepasst”, wie bei den Fotos mancher Verbandswettbewerbe. Das hängt aber auch stark mit dem Alter zusammen.



Welche Bilder heben sich von der grauen Masse ab?

Bilder mit neuen Ideen und neuen Motiven. Pelikane, nette Blümchenbilder, nette Kinder, Sonnenuntergänge, Venedig, Toscana, Reisebilder sind die graue Masse. Juroren nennen sie “ausfotografierte Motive”, die es seit den 60er- Jahren immer wieder gibt. Teilweise im gleichen Stil. Das hat sich aber stark verändert. Natürlich kommt bei den immer gleichen Motiven auf 1000 Bilder auch mal ein “Wow- Bild”.



Was ist neben den Preisen der größte Vorteil, einen Wettbewerb zu gewinnen?


Detlev Motz

 

Die meisten Teilnehmer machen nur wegen den Preisen oder wegen Punkten mit. Mit vielen Punkten gibt es diverse Ehrentitel bei Verbänden. Das ist aber eine lange Geschichte. Es gibt viele Fotografen, deren Name zuerst einmal über Wettbewerbe bekannt wurde.



Gibt es Nachteile für Teilnehmer an einem Fotowettbewerb?

Ja, wenn er schlechte Bilder hat ist Teilnahmegebühr futsch ohne dass er veröffentlicht wurde. Und das ist nicht die Minderzahl! Und bei den meisten Wettbewerben weiß er noch nicht einmal was er falsch gemacht hat. Deshalb gibt es bei meinem Wettbewerb mit ein paar Zeilen einen Hinweis, was die Juroren zu den Bildern meinten. Dies geht aber nur bei kleineren Wettbewerben. Ab 1000 Bildern ist das nicht mehr möglich. Ich kenne sonst nur noch den Nachteil, daß er bei seinem Partner/Partnerin auf ein Lächeln stößt, wenn er immer mit seinen Bildern angegeben hat, bei Wettbewerben aber keine Punkte macht.



Kommt ein erst kürzlich gemachtes Foto bei der Jury besser an, als ein Foto, das beispielsweise schon vor zwei Jahren gemacht wurde?

Also ich kenne auch bei digitalen Aufnahmen keinen Juroren, der sich dafür interessiert. Meine Frau hat in Wien beim Naturfreundewettbewerb über 3000 digitale und analoge Bilder juriert- da sind die Juroren nur noch froh, wenn sie an die frische Luft kommen.



Was sind die häufigsten Fehler bei der Teilnahme an einem Fotowettbewerb und welche No- Go´s gibt es?

Schlechte Bildqualität, Allerweltsbilder, der Einsender hat von Bildgestaltung null Ahnung (kommt sehr oft vor), überschärfte Bilder, farbstichige Bilder, nette Herzblutbilder. Ärgerlich ist auch, dass viele Teilnehmer die Bedingungen nicht durchlesen und man damitmit den Fotos mehr Arbeit hat. Bei großen Wettbewerben werden solche Fotos aussortiert, bei mir wird er einmal angeschrieben.



Wie viel Bearbeitung ist bei der Wettbewerbsfotografie erlaubt?


Engel

 

Das kommt auf den Wettbewerb an. Es gibt Wettbewerbe, da ist keine Bearbeitung erlaubt und es muss eventuell das RAW oder Negativ nachträglich zugesandt werden. Solche Wettbewerbe wie BBC gibt es aber wenige. Außerdem steht es in den Bedingungen, die man grundsätzlich genau lesen sollte. Bei der Bildbearbeitung ist der Trend seit längerer Zeit, dass man die Bildbearbeitung nicht merkt. Es gibt aber sehr wenige Fotografen mit sehr guter Bildbearbeitung. Wie schon erwähnt, stimmt bei vielen Fotografen das Licht nicht, die Perspektive, die Figuren sind schlecht “ausgeschnitten” usw. Solche Fehler können in der Endrunde das Aus bedeuten.



Wie motivierst Du Hobbyfotografen (insbesondere Einsteiger) zur Teilnahme an Fotowettbewerben?

Das mache ich eigentlich selten. Ein Einsteiger muss den Willen haben, selbst bei einem Wettbewerb mitzumachen. Wie schon erwähnt, Motivation sind meist nur Preise und Punkte. Wenn ich auf einem Seminar einen Fotografen mit guten Bildern sehe, dann sag ich ihm, er soll auch mal auf einem Wettbewerb mitmachen. Ich freue mich dann selbst, wenn ich das Bild entdecke und er vorne dabei ist.



Welchen abschließenden Rat kannst Du Teilnehmern geben?

Wettbewerbe müssen Spaß machen. Wer bei jeder Rücksendung vor lauter Ärger eine Magenschleimhautentzündung bekommt, weil er zu wenige Punkte hatte, sollte sich nicht beteiligen. Eigentlich muss es dann: “Jetzt erst recht.” lauten. Ich fotografiere seit 55 Jahren und ich lerne durch Diskussionen immer wieder dazu. Auch durch die Tätigkeit als Juror. Ein Fotograf hat mir vor 30 Jahren einmal gesagt “Man macht in seinem Leben vier gute Bilder”. Damals dachte ich “So ein Idiot”. Je älter ich werde, desto mehr Bilder ich sehe und je mehr ich die vielen Dias oder digitalen Daten von mir auf meinen Festplatten sehe, desto mehr muss ich ihm teilweise zustimmen. Es bleiben sehr wenige Bilder übrig, die einen nach vielen Jahren “emotional” noch berühren. Wer aber zu wenig fotografiert, sich nicht an Wettbewerben oder an Seminaren beteiligt und auch für neue Trends verschlossen bleibt, der schafft auch diese vier Bilder nicht.

5 Kommentare

Fotoholiker Fotowettbewerb: Wasser | Fotoholiker

[...] → Wassertropfen fotografieren → Einstieg leicht gemacht: Wassertropfen- Tutorials → Wettbewerbsfotografie: Dabei sein ist gut, gewinnen ist besser! [...]

Katharina BöhmeNo Gravatar

Danke für dieses tolle Interview! Das motiviert mich gleich, auf die Suche nach “neuen” Motiven zu gehen. Ich bin zwar erst 25 Jahre alt, aber dass man in seinem Leben nur 4 gute Bilder macht, glaube ich gern. Eins habe ich schon geschafft (ist technisch nicht toll, aber berührt mich nach 5 Jahren immer wieder aufs Neue und ist mein absolutes Lieblingsbild) – also in jedem Vierteljahrhundert eins? Hoffentlich werde ich so alt. Wink

DetlevNo Gravatar

Hallo Katharina,
das ist zuerst mal wichtiger wie jedes Wettbewerbsbild, wenn Dir ein Foto nach so langer Zeit noch zusagt. An das Alter sollte man dabei nicht denken. Für mich war es in der Jugend undenkbar, daß ich mal das Jahr 2000 erleben werde. Jetzt fotografiere ich immer noch mit viel Freude und auch meine Frau ist “süchtig” nach guten Fotos http://www.motivworld.de/. Sie habe ich auch erst in diesem Jahrhundert kennen gelernt. Die Beteiligung an Wettbewerben (was ich eher selten mache) macht aber jetzt noch mehr Spaß, weil ich die Konkurrenz im eigenen Haus habe.

Bildklischees: Die totfotografierten Motive | Fotoholiker

[...] Wettbewerbsfotografie: Dabei sein ist gut, gewinnen ist besser! → Lass Dich inspirieren: Kreative Motivideen und wie Du sie findest → Ausfotografierte Motive [...]

GiuliaNo Gravatar

Die Seite gefällt mir. Endlich mal jemand, der die Fotografie von einem anderen Blickwinkel betrachtet. Kam mir in letzter Zeit ja schon so vor, als würden alle nur noch denken, die Fotografie stünde vor dem Abgrund, durch das digitale Zeitalter. Würd mich interessieren, was du von meiner Fotografie http://www.giuliadente.com hälst?!

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