NaturJeder der fotografiert, egal ob Hobby- oder Berufsfotograf möchte gute Fotos machen. Aber wann ist ein Foto ein gutes Foto? Diese Frage stellen sich Fotografen wohl Tag für Tag, dabei haben sie alle andere Ansichten und Denkweisen, wann ein Foto ein gutes Foto ist. Der Eine findet ein Foto gut, wenn es technisch perfekt ist. Für den anderen Fotograf hingegen ist ein Foto dann ein gutes Foto, wenn es ihn berührt.


Wann ist ein Foto ein gutes Foto?

Die technische Ausrüstung beim Fotografieren ist zwar nicht unwichtig, aber doch eher zweitrangig. Weshalb? Ein gutes Foto löst beim Betrachter immer Emotionen wie zum Beispiel Freude, Begeisterung, Sehnsucht, Abneigung, Ekel, Neid, Staunen, Bewunderung, Respekt usw. aus. Das Bild muss den Betrachter auf seiner emotionalen Ebene ansprechen, in ihm eine Gefühlsregung auslösen.

 

Jeder Mensch reagiert auf ein bestimmtes Foto anders, weil jeder Mensch in seinem Leben unterschiedliche Erfahrung gemacht hat. Das Foto eines Hundewelpen löst bei einem Hundebesitzer andere Emotionen aus, als bei jemandem, der Angst vor Hunden hat. Mütter reagieren beispielsweise auf das Foto eines Neugeborenes stärker als Männer. Warum? Wenn Mütter Fotos eines Neugeborenes sehen, kommen bei ihnen sofort die alten Erinnerungen von ihrem Kind hoch. Die objektive Aussage “Das ist ein gutes Foto”, trifft deshalb streng genommen nicht zu. Richtig wäre die Aussage: “Ich finde dieses Foto gut” (weil es in mir Emotionen auslöst).

 

 

Wann ein Foto für mich ein gutes Foto ist

Henri Cartier Bressons Zitat “Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut”, bringt meine Sichtweise, wann ein Foto für mich ein gutes Foto ist auf den Punkt. Ein gutes Foto lässt mich auf dem Bild verweilen, es ruft Emotionen (egal welcher Art) in mir hervor. Goldener Schnitt? Überbelichtet? Ich sehe über alles hinweg- wenn es das Foto schafft, mir meine Zeit zu rauben! Und so ist für mich ein gutes Foto ein Foto, auf das ich länger als eine Sekunde schaue.


Osterglocken

 

Bei diesem Foto bekomme ich beispielsweise  immer wieder zu hören, es sein falsch belichtet, genauer gesagt überbelichtet. Und was sage ich dazu? Ja, das ist es und das ist auch gut so! Mir gefällt das Bild so sehr gut. Ich finde die zarten Blätter kommen gerade durch die Überbelichtung besonders gut heraus. Aus diesem Grund habe ich es, auch wenn technisch gesehen falsch, so belichtet. Eben, weil es mir gefällt. Ein weiterer Kritikpunkt könnte die Bildgestaltung sein. Denn bei diesem Foto habe ich den Goldenen Schnitt nicht berücksichtigt. Wenn man möchte, würde man bei diesem Foto noch mehr als die von mir genannten Kritikpunkte finden. Mir gefällt das Foto allerdings so wie es ist. Und letzten Endes muss ein Foto an erster Stelle dem Fotografen gefallen.

 

 

Mein Fazit

Ein wirklich interessantes Foto bleibt im Gedächtnis des Betrachters, egal ob es technische Mängel wie Unschärfe oder eine Fehlbelichtung aufweist. Für das Gelingen aussagekräftiger Fotos ist auch nicht unbedingt eine umfangreiche und teure Fotoausrüstung erforderlich. Viel wichtiger als der Einsatz teuerster Technik ist das Auge hinter der Kamera und die Auseinandersetzung mit dem Motiv.


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9 Kommentare

kampffusselNo Gravatar

Aus meiner Sicht hat Fotografie und die Frage nach dem “guten Foto” viel philosophisches und psychologisches an sich. Im “Technik- und Perfektionswahn” ist man davon in den letzten Jahren leider abgekommen.

ChristopherNo Gravatar

Da muss ich kampffussel absolut recht geben.
Zunehmend wird versucht, Fotos in irgendwelche Schemata zu zwängen. Viele Fotografen verlieren so den Blick fürs Wesentliche.

Allerdings teile ich Julias Meinung über ein “gutes” Foto nicht unbedingt…
naja, zumindest nur teilweise.

Klar, Julias Beispiel ist sicherlich nicht schlecht und aus ihrer Sicht bestimmt ein gutes Foto, auch meiner Meinung nach ist es definitiv kein schlechtes Foto.
Aber es ist eben “nur ein Foto”.

Mir gibt das Bild einfach nichts besonderes, es ist eine Blume mit schönem Bokeh. Nicht mehr, nicht weniger.
Ich wüsste auch nicht was ich anders machen würde, da mir die Aufnahmesituation völlig unbekannt ist.
Aber für mich wirkt es einfach wie “ein Foto von einer Blume”.

Aber das ist jetzt natürlich nur meine persönliche Meinung,
sicher denken viele Knipser über meine Bilder ähnlich Wink
Aber genau das ist der Punkt, in dem ich Julia absolut Recht gebe:
Das Foto muss dem Fotografen selbst gefallen, nur dann ist es ein “gutes” Foto.

kampffusselNo Gravatar

@Christopher: Ich teile deine Meinung, was Julias eigenes gutes Foto angeht. doch das habe ich nicht als “Hauptgegenstand” angesehen. Wenn es einer Aufnahme gelingt, die “Gefallen- Ebene” des Fotografierenden zu verlassen und viele Betrachter dazu anregt, eigene kleine Geschichten daraus zu entwickeln, dann ist es sicherlich ein gutes Foto. es kommt aus meiner Sicht nicht auf das gefallen … das ist zu sehr subjektiv geprägt.

Ich bin der Überzeugung, in ein paar Jahren … wenn Julia sich fotografisch weiterentwickelt hat … wird sie sich Fragen, wie sie das Foto als “gut” bezeichnen konnte. Wink

@Julia: Die Aussage ist positiv gemeint … die Diskussion, was aus meiner sicht nicht stimmig ist, führe ich nicht öffentlich. Wink

Julia SternNo Gravatar

Hallo Kampffussel,

da muss ich Dir wiedersprechen. Das Foto habe ich am 30. März 2008 aufgenommen und es ist bis heute noch ein “gutes” Foto für mich, trotz dass ich mich während dieser Zeit weiterentwickelt habe. Wäre es eine schlechte Aufnahme, würde das spätestens dann deutlich werden, wenn man sich ein Foto mal groß auf Leinwand drucken hat lassen. Das habe ich mit diesem Motiv machen lassen und ich bin davon begeistert. Wink

kampffusselNo Gravatar

@Julia: Ich sprach von Jahren … manche Dinge müssen erst reifen und verstanden werden, bis man sie wirklich verinnerlicht hat. Grin

Julia SternNo Gravatar

@Kampffussel: Ich schrieb nicht, dass dieses Foto perfekt ist. Wie ich bereits schrieb, gäbe es da ja noch so manchen weiteren Kritikpunkt- mir gefällt dieses Foto aber trotz so manchem Kritikpunkt. Schreibe doch bitte konkret, was Du meinst, anstatt immer um den heißen Brei herum zu reden.

kampffusselNo Gravatar

@Julia: Wäre es nicht schlimm, wenn das perfekte Foto gelänge? Was geschieht danach? eine katastrophe … Grin

Zum heißen Brei: nehmen wir die Üerbelichtung. ansich ein schönes Gestaltungsmittel, das hier nur ansatzweise Erfolgt und deine absicht in der gesamtheit des Bildes nicht unterstreicht … Wegen meiner auch wie Hamilton. Smile Ohne die Verbundenheit zu dem Motiv wie du zu haben, sieht es eben nur naja, mit den Kameraeinstellungen daneben gegriffen, aus. nichts ganzes und nichts halbes eben.

Das Foto soll dir gefallen und das ist auch richtig so. Doch warum zeigt du es dann in deinem Blog? Es ist dein persönliches Souvenir mit einer eigenen, eben deiner Geschichte.

Ich bin der Meinung, wenn ich mit einem Foto nach draußen gehe, muss es für den Betrachter verständlich sein … oder ich erzähle meine Geschichte dazu, dass er es verstehen kann. Du schreibst zwar, welche Gedanken, Emotionen dich geleitet haben, dennoch sind die konstruktiven Hinweise nicht von der Hand zuweisen … gerade in verbindung mit dem “guten” Foto und nur darauf bezogen. Wir sehen etwas, was dich sehr berührt, nicht mehr und nicht weniger.

Für ein gutes Foto sollten Dich die Hinweise so motivieren, es anders zu machen … und das Ergebnis möchte ich gerne sehen Grin.

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