Kannst Du gut mit Kritik umgehen? Aber klar doch, wirst Du sagen. Wer würde denn schon von sich selbst behaupten, dass er das nicht kann und somit eine Schwäche eingesteht? Viele Menschen haben eine furchtbare, tiefsitzende Angst vor Kritik und dem Nichterreichen gesetzer Ziele. Dabei ist es nicht einmal das Schlimmste, was einem passieren kann, wenn man selbst oder die eigene Arbeit kritisiert wird oder ein gesetztes Ziel nicht erreicht. Denn sowohl Kritik als auch vermeintliche Niederlagen erzählen sehr viel über einen selbst und über die eigene Arbeit.


Selbsteinschätzung

Nehme Dir ruhig einmal Zeit, um über Deine Fotografie nachzudenken. Unter dem Begriff Fotografie ist nicht nur das Bildergebnis, sondern die gesamte fotografische Herangehensweise und Einstellung gemeint. Beantworte Dir selbst einmal die folgenden Fragen:


♦ Warum fotografiere ich? Wie wichtig ist mir die Fotografie?

♦ Fotografiere ich für mich selbst oder möchte ich anderen mit meinen Bildern etwas zeigen? Wenn ja, was?

♦ Verstehe und beherrsche ich meine Ausrüstung wirklich? Schöpfe ich auch alle Möglichkeiten aus?

♦ Wenn ich ein Motiv sehe, überlege ich vor dem Auslösen, ob es wirklich das Zeug zu einem guten Bild hat?

♦ Gestalte ich mein Bild ganz bewusst? Wähle ich also gezielt einen Bildausschnitt, einen Bildaufbau, etc.?

♦ Bin ich zufrieden, wenn ich meine fertigen Bilder ansehe?

♦ Was stört mich an meinen Bildern? In welchem Bereich bin ich nicht so gut und brauche mehr Übung
oder ein paar gute Tipps?

♦ Was unternehme ich, um genau diese Schwächen anzugehen? Was möchte ich außerdem tun?


Selbstkritik

Nach dem Fotografieren und wenn Du die Bildergebnisse ansiehst, solltest Du dir noch einmal kurz in Dein Gedächtnis rufen, welche Ideen Du eigentlich umsetzen wolltest. Dies funktioniert besonders gut, wenn Du vor dem Fotografieren Notizen gemacht hast. Betrachte Deine Bilder dann auf dieser Grundlage und finde heraus, bei welcher Idee es Dir gelungen ist, bei welcher nicht und welche Du vielleicht gar nicht mehr umgesetzt hast. Sei dabei kritisch und ehrlich zu Dir selbst. Es ist keine Schande, wenn während eines Shooting zwar gute Bilder entstanden sind, aber nichts von dem entstanden ist, was Du eigentlich wolltest. Die Bilder bleiben dennoch gut, nur solltest Du nicht den Fehler machen, Deine Ideen im Nachhinein den Ergebnissen anzupassen. Erkenne den Nachholbedarf und mache es beim nächsten Shooting besser.

Unabhängig davon solltest Du einmal alle Deine Bilder unter die Lupe nehmen: Sind sie inhaltlich, bildgestalterisch und technisch wirklich einwandfrei? Sortiere alle Bilder aus, die in einem der drei Bereichen Mängel aufweisen. Selbst bei sehr guten Fotografen bleibt so häufig nur noch die Hälfte der Bilder übrig. Die restlichen Aufnahmen siehst Du dir dann gezielt an: Was gefällt Dir gut? Was stört Dich? Was ist eine Frage der Nachbearbeitung und was ein Fehler bei der Aufnahme?


Kritik von Freunden

Gute Freunde oder die Familie achten bei Bildern meist als Erstes auf den Inhalt. Das bedeutet, wenn sie das Motiv anspricht, ist ihr Feedback entsprechend positiv. Sie nehmen weder bildgestalterische noch technische Mängel war. Der Grund dafür ist, dass sie selbst vielleicht nichts mit der Fotografie am Hut haben, nichts über die technischen und bildgestalterischen Möglichkeiten wissen und deshalb diese Fehler gar nicht sehen können. Natürlich gibt es auch Außnahmen, Menschen die ein gutes Auge haben- egal, ob sie fotografieren oder nicht. Doch es ist viel wahrscheinlicher, dass Du Deine Bilder jemandem zeigst, der sie nicht wirklich konstruktiv kritisiert- denn Kritik ist (egal wie nett man sie herüber bringt) hart und muss man annehmen können bzw. wollen.


Konstruktive Kritik

Zeige Deine Bilder denen, die sowohl eine bildgestalterische als auch fototechnische Kompetenz besitzen und selbst fotografieren. Um Dich verbessern und weiterentwickeln zu können ist gerade die Kritik dieser sehr wichtig. Natürlich ist offene, ehrliche und immer mal wieder negative Kritik unangenehm. Ein Fotograf wünscht sich, dass seine Bilder perfekt sind, dass sie in den Himmel gelobt werden und nichts mehr an ihnen auszusetzen ist- realistisch ist das jedoch nicht. Jeder Fotograf, auch wenn er noch so gut ist, kann seine Bildqualität steigern. Dies geschieht vielleicht auf einem ganz hohen Niveau und ist nur noch in kleinsten Details merkbar, doch eine Steigerung ist es dennoch.

Ein Fotograf, der sich auf seinem Erfolg ausruht und denkt, er könnte es jetzt, bleibt stehen. Seine Weiterentwicklung hört auf und seine Bilder bleiben auf einem Niveau.

Wenn Du mit Kritik nicht umgehen kannst oder möchtest, sie persönlich nimmst und entsprechend darauf reagierst, vergeudest Du eine große Gelegenheit zu lernen und die Qualität Deiner Bilder zu steigern. Du verwendest dann mehr Energie dafür, Deine Bilder auch vor Dir selbst zu rechtfertigen, als dafür, die kritischen Äußerungen ernst zu nehmen.


Kritik von Profis

Wenn Du Deine Bilder einem Profi oder einem sehr guten und anerkannten Amateur zeigst, sei unter anderem auf harte Worte gefasst. Doch gerade das solltest Du nicht als einen persönlichen Angriff werten, sondern sehr konstruktiv und hilfreich sehen.


Die Botschaft in der Kritik

Hinter jeder Kritik verbirgt sich eine Botschaft. Ein Mensch kritisiert Dich oder Deine Arbeit, weil ihm daran etwas nicht gefällt. Dein Kritiker ist ein Mensch, der sein subjektives Urteil preis gibt. Kritik spiegelt nie die Realität und ist somit nur ein individueller Eindruck einer Person. Fühle Dich frei, Dir entspannt Kritik anzuhören. Sie ist nicht die Meinung aller Menschen auf der Welt, sondern nur eines Menschen Meinung.


Fazit

Kritik ist Gold wert!

Durch Kritik an Deiner Art oder an Deiner Arbeit erfährst Du, wie die Menschen Dich oder Deine Arbeit wahrnehmen, und was von Dir und Deiner Arbeit tatsächlich bei ihnen ankommt. Nimm Dir die Kritik zu Herzen, aber nimm sie nicht persönlich und lege sie nicht auf die Goldwaage.

2 Kommentare

borisNo Gravatar

Hmmm, da steckt zwar viel Wahres drin, klingt aber nach einer ziemlich verkrampften und erfolgsdruckbehafteten Vorgehensweise. Man sollte nicht vergessen, dass für viele erst mal der Spass am Hobby im Vordergrund steht und nicht jedes Bild eine inhaltsschwangere Elementarbotschaft an die Welt sein muss. Wenn ich vor jeder Aufnahme anfange nachzudenken “(…Wink ob das Motiv wirklich das Zeug zu einem guten Bild hat (…Wink” kann eine Menge Spass und Spontanität verloren gehen, die genauso oft Triebfeder für tolle Bilder sind. Beim beruflichen Fotografieren mag diese Ernsthaftigkeit berechtigt sein.

Gruss
Boris

DetlevNo Gravatar

Solange Du die Bilder nicht zeigst und andere damit langweilst, musst Du auch nicht darüber nachdenken. Was bei Dir an der Wand hängt interessiert nur Dich. Zeig ich es in einer Ausstellung oder auf einem Wettbewerb sollte man schon darüber nachdenken, ob die Bilder wirklich dafür geeignet sind. Man denkt auch nicht während dem Foto darüber nach, sondern bei der Auswahl der Bilder zu einem bestimmten Zweck.

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