Beim Blick in die Tageszeitung fällt auf, dass die Fotos zu den jeweiligen Artikeln in der Regel den Inhalt des Textes unterstützen. Die Bilder transportieren Informationen, Emotionen und Stimmungen. Die Fotos sind von Profis gemacht, die die Werkzeuge der Fotografie, die Blende, die Belichtungszeit und die Lichtempfindlichkeit des Films oder Sensors, gezielt einsetzen. Wer das Zusammenspiel von Blende und Belichtungszeit versteht, kann tolle Fotos mit ähnlicher Wirkung machen.
Die Funktion der Belichtung
Stelle Dir vor, Du würdest ein Gefäß mit Wasser füllen. Wenn Du den Wasserhahn nur ein wenig aufdrehst, tröpfelt das Wasser heraus (kleine Blende). Dadurch dauert es lange, bis das Gefäß voll ist (lange Verschlusszeit). Wenn Du aber den Wasserhahn weit aufdrehst, füllt sich das Gefäß schneller (kurze Verschlusszeit). Wie weit Du den Wasserhahn aufdrehst, legt also fest, wann das Gefäß voll ist. Dasselbe gilt auch bei der Blende und der Belichtungszeit.
Die Blende
Die Blendenreihe 1 – 1,4 – 2 – 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11 – 16 – 22 – 32 |
Die Blende ist die Öffnung im Objektiv, die das Licht auf den Sensor fallen lässt. Ihr Durchmesser steuert die auftreffende Lichtmenge auf den Sensor. Die Blendengröße wird in “f” angegeben. Je kleiner die Zahl “f” ist, desto größer wird die Blendenöffnung und desto mehr Licht tritt auf den Sensor. Von einer Stufe (Zahlenwert) zur nächsten erhöht bzw. verringert sich die Lichtmenge um 50%. Wenn Du also von Blende 8 auf Blende 11 “abblendest”, trifft nur noch die Hälfte der Lichtmenge auf den Sensor.
Die Wahl der Blende
Fotografie: Steve
Mit der Wahl der Blende kannst Du ganz einfach beeinflussen, wie viel Details im Bild scharf abgebildet werden. Wenn Du eine große Blende (kleine Blendenzahl wie zum Beispiel f/1,8 oder f/3,5) wählst, werden nur anfokussierte Bereiche des Bildes 100% scharf sein. Wählst Du hingegen eine kleine Blende (große Blendenzahl wie zum Beispiel f/8, f/16), dann werden viel mehr Details des Bildes im Schärfebereich liegen.
Merkhilfe für die Blendenöffnung
Wenn es Dir schwer fällt, Dir die Zusammenhänge zu merken, hilft Dir möglicherweise die folgende Eselsbrücke: Wenn es dunkel wird, weiten sich die Pupillen einer Katze (natürlich auch bei uns Menschen). Das entspricht der offenen Blende. Ist die Pupille weit geöffnet, gelangt mehr Licht auf die Netzhaut, wodurch eine Katze auch bei schlechtem Licht gut sehen kann.
Für das Fotografieren bei wenig Licht bedeutet das, dass Du mit offener Blende (kleine Blendenzahl) kürzere Belichtungszeiten erhältst. Der Nebeneffekt einer weit offenen Pupille (kleine Blendenzahl) ist eine geringe Sehschärfe, also eine kleinere Schärfentiefe.
Umgekehrt bedeutet dies, dass sich die Pupille der Katze bei hellem Tageslicht eng zusammenzieht und die Öffnung kleiner wird, damit sie nicht geblendet wird. Wegen der Helligkeit kannst Du Details gut und scharf sehen, die Schärfentiefezone ist also groß (große Blendenzahl).
Die Belichtungs- bzw. Verschlusszeit
Die Belichtungszeiten 30 sek, 15 sek, 8 sek, 4 sek, 2 sek, 1 sek, ½ sek, ¼ sek, 1/8 sek, 1/5 sek, 1/30 sek, 1/60 sek, 1/125 sek, 1/500 sek, 1/1000 sek, 1/2000 sek, 1/4000 sek, 1/8000 sek |
Der zweite Faktor für die auf den Sensor treffende Lichtmenge ist die Belichtungs- bzw. Verschlusszeit, also der Zeitraum, in dem das Licht (durch die gewählte Blende) auf den Sensor trifft. Die Belichtungszeit wird in Sekunden und Sekundenbruchteilen angegeben. Wie auch bei der Blendenreihe wird die Lichtmenge von einer zur nächsten Stufe verdoppelt bzw. halbiert.
Die Wahl der Belichtungszeit
Mit der Wahl der Belichtungszeit kannst Du auch die Abbildung von bewegten Objekten beeinflussen. So kannst Du Motive mit sehr kurzen Belichtungszeiten (1/500- 1/8000) “einfrieren” oder mit langen Belichtungszeiten (1/30 oder länger) verwischen.
Kurze Belichtungszeit
Fotografie: Antonino Dattola
Lange Belichtungszeit
Fotografie: Andreas Levers
Grenzwertige Belichtungszeiten
Beim Fotografieren aus der Hand führen lange Belichtungszeiten unweigerlich zu Verwacklungen der Aufnahme. Deshalb solltest Du die grenzwertigen Belichtungszeiten nicht überschreiten, wenn Du ohne Stativ fotografierst. Meine Faustregel diesbezüglich lautet deshalb: Die Belichtungszeit sollte kürzer sein als der Kehrwert der Objektivbrennweite.
Folglich gilt:
Brennweite = Minimum der Belichtungszeit als Bruchteil der Sekunde.
10 mm = Minimum 1/10s oder kürzer (1/20 sek)
50 mm = Minimum 1/50s oder kürzer (1/80 sek)
200 mm = Minimum 1/200s oder kürzer (1/250 sek)
Merkhilfe für die Belichtungszeiten
Fällt es Dir schwer, dir zu merken, dass die Zahl “15″ eine längere Belichtungszeit als die Zahl “125″ bedeutet? Dann merke Dir eines: Wenn Du mit dem Auto nur 15 km/h fährst, brauchst Du für eine bestimmte Strecke länger als mit 125 km/h
Lass Dich von den vielen Zahlen nicht verwirren! Auch ich hatte einige Zeit gebraucht, bis ich die Belichtung bzw. den Zusammenhang von Blende und Belichtungszeit begriffen hatte. Melde Dich, wenn Du noch irgendwelche Fragen haben solltest!
Kleine Anmerkung:
Das die Verwacklungsgrenze bei “Brennweite = Minimum der Belichtungszeit als Bruchteil der Sekunde.” auftritt, gilt so nur für Kleinbild- und Vollformatkameras. Bei Crop-DSLRs und Kompakten/ Bridge ist auf die “gefühlte Brennweite” umzurechnen. Die eingestellte Brennweite muss man dazu mit dem “Crop- Faktor” multiplizieren.
Tom!
Sehr guter Artikel mit allen wesentlichen Fakten. Klasse!
Sehr schöner Artikel.
Was man noch erwähnen könnte ist, dass man die Belichtungszeit um einen Faktor von ca. 2 – 8 Verlängern kann wenn man einen Bildstabilisator hat (Das muss man dann allerdings ausprobieren )
mfg
Martin
[...] Die Belichtungsmessung [...]
Noch ein Tipp für diejenigen, die sich “Großer f-Wert – kleine Öffnung” nicht merken können.
“f” ist der Wert der Blende. Die Blende ist das, was sich dem Licht in den Weg stellt. Ist es groß ist die Öffnung klein.